Woher kommt die Erholung bei Bitcoin?

Veröffentlicht am 28. November 2025 um 08:24

Nachdem Bitcoin in den vergangenen Wochen einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen musste, hat sich die Lage überraschend schnell gedreht.

Innerhalb weniger Tage legte der BTC-Preis zweistellig zu und kletterte von seinem Tief bei rund 80.500 US-Dollar auf zeitweise fast 92.000 US-Dollar. Viele Anleger fragen sich nun: Was steckt hinter dieser Erholungsrally?


Eine Analyse der wichtigsten Marktimpulse, makroökonomischen Signale und Bitcoin-spezifischen Entwicklungen der vergangenen Tage.

Ein starker Rebound: +15 % in wenigen Tagen

Am Freitag der Vorwoche fiel der Bitcoin-Kurs bis auf etwa 80.500 US-Dollar, den tiefsten Stand seit mehreren Wochen. Seitdem hat sich das Marktbild gedreht:
Am Mittwoch überschritt BTC erneut die 90.000-US-Dollar-Marke — ein Plus von rund 15 Prozent gemessen am jüngsten Tiefpunkt.

Bitcoin Preischart auf 4h Basis - Quelle: TradingView

Makro treibt den Markt: Zinssenkung der Fed wieder wahrscheinlicher

Ein entscheidender Faktor stammt aus der makroökonomischen Ecke. Die US-Notenbank Federal Reserve tagt erneut am 10. Dezember — und die Erwartungen des Marktes haben sich dramatisch verändert.

Von 22 % auf über 80 % — innerhalb weniger Tage

Noch am Donnerstag der Vorwoche lag die geschätzte Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bei lediglich 22 % (Quelle: Polymarket).
Diese geringe Erwartungshaltung sorgte für deutlichen Druck auf:

  • Kryptowährungen

  • Aktienmärkte

  • Tech-Werte

  • Risikoassets allgemein

Doch seit dem Wochenstart drehte sich die Marktstimmung. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung stieg wieder auf über 80 % — ein massiver Umschwung, der besonders Bitcoin zugutekommt.

Warum ist Bitcoin so sensibel auf Zinserwartungen?

Bitcoin reagiert historisch stark auf die US-Geldpolitik, da:

  • niedrigere Zinsen Risikoassets stützen

  • Kapital aus Cash-Positionen in renditestärkere Assets wie BTC fließt

  • institutionelle Modelle BTC zunehmend als Makro-Asset einordnen

Kurz gesagt: Je wahrscheinlicher eine Zinssenkung, desto besser die Bedingungen für Bitcoin.

Target Rate Probabilities - Quelle: CMEGroup

Ein möglicher Powell-Nachfolger als zusätzlicher Boost

Eine weitere ungewöhnlich marktbewegende Nachricht:
Der Trump-Berater Kevin Hassett gilt laut US-Medien als wahrscheinlichster Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell (Amtszeitende: Mai 2026).

Hassett steht für:

  • niedrige Zinsen

  • freundliche Haltung gegenüber Bitcoin

  • frühere Tätigkeit als Berater bei Coinbase

  • Eigenbesitz von 1–5 Millionen US-Dollar in Coinbase-Aktien

Dass ein potenzieller zukünftiger Fed-Vorsitzender offen krypto-positiv ist, wird von vielen Anlegern als langfristiger Rückenwind gewertet.

Positive Bitcoin-News verstärken die Rally

Neben der allgemeinen Marktberuhigung gab es in den vergangenen Tagen auch mehrere Bitcoin-spezifische Nachrichten, die zusätzlichen Kaufdruck erzeugten.

Texas kauft Bitcoin – ein historischer Schritt

Am Montag wurde bekannt, dass der US-Bundesstaat Texas 5 Millionen US-Dollar in Bitcoin-Spot-ETFs investiert hat.
Damit ist Texas — abgesehen von Pensionsfonds einzelner Staaten — der erste US-Bundesstaat, der offiziell Bitcoin kauft.

Dieser Schritt wird als symbolischer Wendepunkt betrachtet:

  • Bitcoin wird zunehmend als strategisches Asset verstanden

  • US-Bundesstaaten beginnen, Bitcoin als Teil finanzpolitischer Reserven zu testen

  • politischer Druck wächst, auf Bundesebene nachzuziehen

USA-Bitcoin-Reserve? Wahrscheinlichkeit steigt deutlich

Fast gleichzeitig stieg auf Polymarket die Wahrscheinlichkeit, dass die USA bis Ende 2026 eine eigene Bitcoin-Reserve aufbauen werden — von unter 40 % auf rund 60 %.

Wichtig:
Diese Wette bezieht sich nicht auf beschlagnahmte Coins, die laut Präsident Trump automatisch in die neu geschaffene Reserve fließen würden, sondern auf neue, aktiv erworbene Bitcoin-Bestände.

Eine denkbare Variante:
Die USA akzeptieren künftig Steuerzahlungen in Bitcoin.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde bereits eingereicht.

Regulatorischer Rückenwind: Nasdaq öffnet die Schleusen für ETF-Optionen

Eine besonders kursrelevante Entwicklung kam von der Technologiebörse Nasdaq.

Die Börse plant, die Positions- und Ausübungsgrenzen für Optionen auf den BlackRock-ETF IBIT deutlich zu erhöhen:

  • bisheriges Limit: 250.000 Kontrakte

  • neues geplantes Limit: 1.000.000 Kontrakte

Im Januar, kurz nach der Freigabe der ETF-Optionen, hatte die Nasdaq diese Grenze bereits verzehnfacht. Die erneute Anhebung signalisiert:

  • mehr institutionelle Nachfrage

  • mehr strukturierte Produkte, die Bitcoin abbilden

  • größeres Kapitalvolumen, das über ETF-Optionen in den Markt fließen kann

Kurzum: Bitcoin entwickelt sich zunehmend zu einem vollwertigen institutionellen Handelsasset.

JPMorgan schwenkt um – und spricht plötzlich von Bitcoin als Makro-Asset

Interessant ist auch ein Paradigmenwechsel bei einer der größten US-Banken: JPMorgan.

Noch vor wenigen Monaten wurde das Institut von manchen Bitcoin-Befürwortern beschuldigt, BTC gezielt herunterzureden.
Doch nun legte JPMorgan eine Research-Note vor, die deutlich positiver klingt.

Wichtigste Aussagen der JPMorgan-Analyse

„Kryptowährungen entwickeln sich weg von einem VC-ähnlichen Experiment hin zu einer globalen Makro-Anlageklasse.“

„Die Preise werden heute stärker von wirtschaftlichen Trends beeinflusst als vom 4-Jahres-Halving-Zyklus.“

Außerdem hat JPMorgan diese Woche selbst ein neues strukturiertes IBIT-Produkt bei der SEC eingereicht — ein klares Zeichen, dass große Finanzhäuser Bitcoin nicht mehr ignorieren.

ETF-Zuflüsse kehren zurück

Seit Freitag verzeichneten die US-amerikanischen Spot-Bitcoin-ETFs wieder 237,1 Millionen US-Dollar Nettozuflüsse.
Besonders IBIT (BlackRock) und FBTC (Fidelity) zeigen erneut eine stabil positive Entwicklung.

Nach Tagen der Abflüsse ist dies ein deutliches Signal:
Institutionelle Anleger nutzen die tieferen Kurse, um ihre Positionen aufzustocken.

Einordnung der aktuellen Rally: Kurzfristige Erholung oder Trendwende?

Die Frage, die sich viele stellen:
Ist diese Erholung nachhaltig?

Gründe, die für eine Fortsetzung sprechen

  • steigende Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung

  • wieder positive ETF-Zuflüsse

  • politische Unterstützung in den USA wächst

  • institutionelle Strukturen werden weiter ausgebaut

  • Optionsmärkte öffnen sich für größere Teilnehmer

Risiken, die bleiben

  • die Rally ist stark von Makroerwartungen abhängig

  • die Volatilität bleibt hoch

  • der Dezember bringt historisch häufig starke Bewegungen (beide Richtungen)

  • mögliche Gewinnmitnahmen nach Thanksgiving-Woche

Ausblick: Wie geht es kurzfristig weiter?

Da der US-Markt am Donnerstag (Thanksgiving) geschlossen war und der Freitag ein verkürzter Handelstag ist, könnte es zu Nachholeffekten kommen.
Die entscheidende nächste Wegmarke ist aber klar:

10. Dezember 2025 – Fed-Sitzung

Je nachdem, ob es zu einer Zinssenkung kommt oder nicht, könnte Bitcoin:

  • deutlich über 92.000 USD ausbrechen,
    oder

  • erneut unter Druck geraten, falls die Erwartung enttäuscht wird.

Doch unabhängig vom kurzfristigen Verlauf zeigt sich:
Bitcoin ist institutionell stabiler verankert als je zuvor.

Fazit

Die jüngste Bitcoin-Rally ist kein Zufall.
Mehrere Faktoren — makroökonomische Trends, politische Entwicklungen, regulatorische Schritte und institutionelle Zuflüsse — griffen zeitgleich ineinander. Das Ergebnis: ein starker Rebound von über 15 Prozent.

Ob dies der Beginn eines neuen Aufwärtstrends ist, hängt stark von der US-Geldpolitik ab. Doch eines steht fest:
Bitcoin hat sich endgültig in der traditionellen Finanzwelt etabliert — und genau das zeigt sich nun immer deutlicher im Kurs.

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